Cogito ergo sum - Im Kopf von Sherlock Holmes
In der Zeitschrift "The Baker Street Chronicle" - dem Medium der "Deutschen Sherlock Holmes Gesellschaft" - erschien in der Sommerausgabe des Jahres 2019 meine Abhandlung über die Philosophie der Denkmaschine. Diese sei hier noch einmal separat veröffentlicht.
Dem geneigten Holmes- Enthusiasten kann ich jedoch nur empfehlen, die vollständige Sommerausgabe des "Baker Street Chronicle" auf TBSC 2019 - Sommer zu beziehen.
Prolog
Dem geneigten Holmes- Enthusiasten kann ich jedoch nur empfehlen, die vollständige Sommerausgabe des "Baker Street Chronicle" auf TBSC 2019 - Sommer zu beziehen.
Cogito ergo sum
Im Kopf von Sherlock Holmes
Prolog
Sherlock Holmes Art, sich dezidiert eines ihm gestellten Problems anzunehmen, war bisher des Öfteren Thema „sherlockianischer“ Essays beziehungsweise mehr oder minder gelungener Pastiches in gedruckter oder cineastischer Form. Die Funktionsweise der Denkmaschine steht zweifelsohne im Zentrum der Schöpfung Sir Arthur Ignatius Conan Doyles. Die exakte Beobachtung der eigenen Umwelt, das vorurteilsfreie Erfassen aller relevanten Fakten sowie nicht zuletzt die deduktive und dialektische geistige Bearbeitung all dieser Punkte war für das Gros der viktorianischen Gesellschaft eine ähnlich große Herausforderung wie für die der postindustriellen Moderne. Solches merkte bereits der große Joseph Bell an – seines Zeichens Begründer der forensischen Medizin und verewigt in der Figur des Detektivs – und zwar recht bissig im Vorwort zu „A Study in Scarlet“, als er den Voyeurismus des ausgehenden XIX. Jahrhunderts anprangerte, um zugleich für die Denkweise seines ehemaligen Studenten Arthur Conan Doyle und dessen Schöpfung einzutreten – Sherlock Holmes.
Aus dem trefflich eingeleiteten Vorwort des Professors der University of Edinburgh sei hier zitiert (veröffentlicht im „(The) Baker Street Chronicle“ Nr. 30, Philipp Haack, 2018):
Aus dem trefflich eingeleiteten Vorwort des Professors der University of Edinburgh sei hier zitiert (veröffentlicht im „(The) Baker Street Chronicle“ Nr. 30, Philipp Haack, 2018):
„Eine unersättliche und allgemein lauernde Neugier auf die Angelegenheiten der direkt über uns stehenden Klasse wird von Gesellschaftszeitschriften unterstützt und von den Tageszeitungen sogar angeregt. Solche Art von Informationen sind intellektuell wertlos und führen zur moralischen Degeneration, sie schärfen die Sinne nicht, und lassen die Vorstellungskraft verkümmern. … Dr. Conan Doyles Studium der Medizin lehrte ihm das genaue Beobachten, und seine Praxis, sowohl als Allgemeinmediziner als auch als Facharzt, war für einen Mann wie ihn – ausgestattet mit Augen, Erinnerungsvermögen und Vorstellungskraft – ein hervorragendes Training. ... Sherlock Holmes verfügt über scharfe Sinne und über die Bildung und Information, um diese wertvoll zu machen; und er kann es sich leisten, uns in die Geheimnisse seiner Methode einzuweihen.“
Es gibt tatsächlich nichts Neues unter der Sonne, alles wiederholt sich in unerträglicher Monotonie. Die Etablierung neuer Medien war der oberflächlichen Affinität zur Sensation vieler Menschen genauso stark Ausdruck wie Sprachrohr – ganz so wie die Digitalisierung unserer Epoche. Darum sind Sherlock Holmes und seine literarische Wirklichkeit heute noch, oder gerade in noch größerem Maße aktuell, wie vor 120 Jahren. Doyle und andere literarische Größen seiner Zeit postulierten eine „neue“ Aufklärung frei vom Joch politischer oder gesellschaftlicher Ziele, die einzig auf die geistige Mündigkeit des Einzelnen abzielte, ohne dabei unerbittlich an der Verwirklichung des idealen, vollkommenen Menschen festzuhalten, wie es die Apologeten der Aufklärung im XVIII. Jahrhundert taten. Dieses Bestreben nach Tiefgründigkeit, urteilsfreier Beobachtung und Logik ist heutzutage sicher nicht minder nötig als damals, denn Informationen jeder Couleur sind durch die modernen Medien quasi omnipräsent. Nützliches von Trivialem zu scheiden, die voyeuristische Neugier zugunsten empirischer und deduktiver Erkenntnisse weichen zu lassen – das ist Gegenstand „Holmes'scher“ Philosophie. Eine Philosophie, die in der Scholastik eines Aristoteles und bei Aufklärern wie Kant, Hume und Hegel ihre Provenienz findet.
Erkenntnisgewinn à la „Holmes“
In der Philosophie existiert ein von Aristoteles erdachter Kreislauf des Erkenntnisgewinns, der von der allgemeinen Theorie (A) über die Deduktion (I) zur speziellen empirischen Erkenntnis (B) und von dort über die Induktion (II) zur allgemeingültigen Theorie (A) zurückführt. Dieses Prinzip ermöglicht beispielsweise, nach Beobachtung einer Kleinigkeit – den Talkfleck auf dem Hut (A) eines noch unbekannten Mannes – via Deduktion (I) auf einen fehlenden Gasanschluss (B) in dessen Wohnung zu schlussfolgern (vgl. „BLUE“). Die Feststellung, dass Mr. Henry Baker sich durch seinen schlechten pekuniären Status auch keinen Gasanschluss leisten könne, hilft dem vollendeten Logiker hier, via Induktion seinen deduktiven Schluss abzusichern. Im erwähnten Beispiel wäre die folgende Kette am ehesten als Induktion zu betrachten:
Mr. Baker verfügt über keinen Gasanschluss (spezifisch) – arme Menschen können sich keinen Gasanschluss leisten (das resultiert daraus) – arme Menschen (einschließlich Mr. Baker) haben keinen Gasanschluss (allgemeingültiges Postulat).
Erkenntnisgewinn à la „Holmes“
In der Philosophie existiert ein von Aristoteles erdachter Kreislauf des Erkenntnisgewinns, der von der allgemeinen Theorie (A) über die Deduktion (I) zur speziellen empirischen Erkenntnis (B) und von dort über die Induktion (II) zur allgemeingültigen Theorie (A) zurückführt. Dieses Prinzip ermöglicht beispielsweise, nach Beobachtung einer Kleinigkeit – den Talkfleck auf dem Hut (A) eines noch unbekannten Mannes – via Deduktion (I) auf einen fehlenden Gasanschluss (B) in dessen Wohnung zu schlussfolgern (vgl. „BLUE“). Die Feststellung, dass Mr. Henry Baker sich durch seinen schlechten pekuniären Status auch keinen Gasanschluss leisten könne, hilft dem vollendeten Logiker hier, via Induktion seinen deduktiven Schluss abzusichern. Im erwähnten Beispiel wäre die folgende Kette am ehesten als Induktion zu betrachten:
Mr. Baker verfügt über keinen Gasanschluss (spezifisch) – arme Menschen können sich keinen Gasanschluss leisten (das resultiert daraus) – arme Menschen (einschließlich Mr. Baker) haben keinen Gasanschluss (allgemeingültiges Postulat).
Die logische Methode des Sherlock Holmes ist demnach kein rein deduktiver Prozess, welcher oftmals mit dem Folgern theoretischer Erwägungen zu einer speziellen (empirischen) Aussage definiert wird – wenngleich die meisten Folgerungen, die sich auf die Aufklärung eines Kriminalfalls beziehen, sehr wohl solche darstellen. Die empirischen Erkenntnisse, welche der große Detektiv über die Jahre gefasst hat, ermöglichten es ihm immer wieder, zwischen induktiver und deduktiver Methodik zu wechseln. So vermag er jedes kriminalistische Problem im erwähnten aristotelischen Kreis geistig zu beackern und – von Fall zu Fall – auch auf größere Zusammenhänge zu schließen. Die Theorie, zwischen einer Vielzahl von Verbrechen in London bestünden Zusammenhänge und hinter diesen Zusammenhängen steckte wiederum eine mächtige kriminelle Organisation – nebst geistig überlegenem Strippenzieher! – kann man wohl mit Fug und Recht als bedeutsamste Induktion in Sherlock Holmes‘ Karriere bezeichnen. Hier schloss er von den Details und den eigenen deduktiven Ergebnissen auf einen großen allgemeinen Zusammenhang: nämlich auf Professor Moriarty und dessen Netzwerk bestens organisierter Kriminalität.
„Wie Sie wissen, Watson, gibt es niemanden, der die höheren Verbrecherkreise von London so gut kennt wie ich. Seit Jahren schon bin ich mir einer Macht hinter dem einzelnen Übeltäter bewusst, einer verborgenen, organisierten Macht, die sich fortwährend dem Gesetz in den Weg stellt und den Missetäter mit ihrem Schilde deckt. Wieder und wieder habe ich in Fällen der unterschiedlichsten Art – Fälschungen, Raubüberfälle, Morde – die Gegenwart dieser Kraft gespürt, und ich habe ihr Wirken in vielen der unaufgeklärten Verbrechen deduziert, bei denen man mich persönlich konsultiert hat. Jahrelang habe ich mich abgemüht, den Schleier, der sie verhüllte, zu durchdringen, und endlich kam der Zeitpunkt, da ich meinen Faden zu fassen kriegte und ihm folgte, bis er mich, nach tausend listenreichen Windungen, zu Ex-Professor Moriaty, der mathematischen Berühmtheit, führte.“ (FINA)
Je umfangreicher seine empirischen Erkenntnisse und seine berühmte Verbrechenskartei im Laufe der Zeit wurden, desto sicherer konnte sich Holmes schließlich seiner theoretischen Gedankengebäude sein. Seine Kenntnis historischer Kriminalfälle, sein gewaltiges Wissen in Chemie, Geologie und über die nützlichen Trivialitäten der Tageszeitungen sowie seine stetig wachsende Erfahrung ermöglichten dem einzigen beratenden Detektiv seiner Zeit, größte Leichtigkeit bei der Lösung seiner Fälle. Je mehr Fakten ihm bekannt wurden, desto plausibler wurde die daraus folgende Theorie. Wenngleich er damit in seinem Umfeld immer wieder auf Verwunderung und Ablehnung stieß; wie bei Inspektor Lestrade, wenn der sich über Holmes' Eigenart des Theoretisierens abfällig äußert: „Ich bin Praktiker, Mr. Holmes, und wenn ich meine Beweise habe, komme ich zu meinen Schlüssen.“ (NORW).
Auch wenn es nicht selten anfänglich an einer geeigneten Theorie mangelte – jene empirischen Spuren, welche Holmes in so eifriger Weise zu sammeln pflegte, boten ihm meist doch genügend Baustoffe, um ein allumfassendes theoretisches Gerüst abzuleiten, das die einzelnen Elemente in dynamischer Weise zu umfassen vermochte. Holmes stützte sich dabei neben des oben erwähnten aristotelischen Kreislaufs auch auf die Unterscheidung von Erkenntnissen a priori und denen a posteriori. Auch hier scheint die omnipräsente Verschiedenheit von theoretischen und empirischen Erkenntnissen durch. Immanuel Kant, dessen Lehren sich neben den aristotelischen bei Holmes sehr oft direkt oder indirekt finden lassen, prägte im besonderen Maße diese beiden Termini. a posteriori definieren sich auf direkter Erfahrung fußende Erkenntnisse, wie sie beispielsweise in der Naturwissenschaft durch Experimente erlangt werden. Dagegen können Erkenntnisse a priori durch eine reine Verstandesleistung entstehen. Der deduktive Prozess des Meisterdetektivs folgt vor allem diesem Muster, welches die reine Denkleistung zum Ziel hat – eines seiner „Dreipfeifen-Probleme“. In der Erzählung „The Five Orange Pips“ wird dies dem Leser besonders deutlich vor Augen geführt: Vom Eintreffen des Mr. Openshaw in der Baker Street bis zu dessen Aufbruch unternimmt Sherlock Holmes hier überhaupt nichts – lediglich lauscht er seinem Klienten und sinnt über die Angelegenheit nach. Bis auf ein paar wenige Aktionen am Schluss der Geschichte, die lediglich der Bestätigung seiner Deduktionen und der Verifizierung einiger Fakten dienen, beruht die Lösung des Mysteriums um die fünf Orangenkerne ausschließlich auf einer a priori-basierenden Verstandesleistung (vgl. M.A.F.: „Sherlock Holmes deduktive Methode“. E&E 21 (2016), S. 24-30).
Hier muss man allerdings zwangsläufig eingestehen, dass wohl viele Erkenntnisse a priori auf zuvor erlangten empirischen Erkenntnissen a posteriori fußen. Eine Deduktion ist vom Wesen her immer a priori. Jedoch wird der Verstand durch mannigfaltige Faktoren immer weiter geschult, die Denkleistung summiert sich mit den eigenen empirischen Erkenntnissen und der allgemeinen Lebenserfahrung. Holmes verstand es wie kaum ein Zweiter, seine natürlichen Begabungen zum folgerichtigen Denken mit vielerlei Spezialwissen zu kombinieren und Erlebnisse mit aktuellen Problemen zu vergleichen. Für den britischen Ermittler befanden sich alle Dinge zwischen Himmel, Erde und dazwischen stets im Fluss und jener, welcher durch die Stromschnellen zu navigieren verstand, konnte übergeordnete Zusammenhänge erkennen und den reißenden Strom des Lebens mit der Macht seines Geistes bezwingen. So waren seine Theorien darüber erhaben, zu voreiligen Hirngespinsten gestempelt zu werden. Determinismus, voreiliges Urteilen, oder gar der blanke Zufall spielten im Denken und Handeln von Sherlock Holmes kaum eine Rolle. Voreiligen Schlüssen zum Opfer zu fallen lag dem Meister so fern, wie ein Leben als Nikotin-Abstinenzler.
Die Holmes'sche Philosophie
Bekannt ist, wie stark Sir Arthurs Schöpfung „Sherlock Holmes“ die moderne Kriminologie – in ihren Methoden meist auf empirische, also a posteriori-basierende Fakten beschränkt – und heutige forensische Ermittlungsmethoden geprägt hat. Allein die Verwendung der Daktyloskopie (Einmaligkeit eines Fingerabdrucks) in der Story „The Norwood Builder“ war ihrer Zeit um Längen voraus. Nur, wie sieht es mit dem philosophischen Vermächtnis der „Denkmaschine“ aus? Sind die Holmes'schen Methoden lediglich zur Verbrechensaufklärung geeignet? Auch auf die Gefahr hin, die Spannung zu verderben: Nein, ganz und gar nicht!
Holmes‘ Methodik umfasst neben gründlicher Beobachtung eben auch die Schlussfolgerung. Eine Spur oder ein beobachtetes Faktum sind für sich genommen nutzlos, bringt man sie nicht in ein logisches Verhältnis zu anderen Fakten und den daraus resultierenden größeren Zusammenhängen. Die deduktive Methode, oder vielmehr die philosophischen Prinzipien, für welche diese steht, kann der ganzen Gesellschaft das Rüstzeug geben, an welcher es ihr gerade heutzutage – bedingt durch ein schier unendliches Maß an Informationen verschiedenster Wertigkeit – fehlen mag. Unser (Des-)Informationszeitalter bietet jedem Einzelnen sicher noch größere Herausforderungen, als dies mit der globalen Einführung von Printmedien im XIX. Jahrhundert der Fall war. Die Fülle an Neuigkeiten aus Gesellschaft, Wissenschaft und endlos vielen weiteren Gebieten macht es dem Einzelnen beinahe unmöglich, gewissenhaft zu werten und zu gewichten. Von einer fundierten Meinungsbildung sei hier noch nicht einmal die Rede. Es ist das Zeitalter der mehr oder weniger qualifizierten Meinungen und Urteile – so stark wie vielleicht noch nie in der menschlichen Geschichte. Viele dieser Urteile – Bezüge zu Themen wie Klimawandel, Artensterben, dem Flüchtlingsstrom oder gleichgeschlechtlichen Partnerschaften seien hierbei nur exemplarisch erwähnt – beruhen vielmehr auf voreiligen Urteilen (oder Vorurteilen), die weniger auf verifizierbaren Fakten basieren, geschweige denn auf einer fundierten Prüfung der empirischen und theoretischen Fakten. In der Tat sind Vorurteile nichts anderes als aus Denkfaulheit und daraus resultierender Furcht geborene hohle Dogmen. Einer induktiven oder deduktiven Überprüfung halten sie selten stand. Schlimmer noch, da moderne Medien oft segensreichem Regen auf dem Ackerboden hässlicher Vorurteile gleichkommen, werden diese Dogmen oft rasend schnell verbreitet und infizieren damit den Nächsten in der denk-abstinenten Reihe.
„Wie Sie wissen, Watson, gibt es niemanden, der die höheren Verbrecherkreise von London so gut kennt wie ich. Seit Jahren schon bin ich mir einer Macht hinter dem einzelnen Übeltäter bewusst, einer verborgenen, organisierten Macht, die sich fortwährend dem Gesetz in den Weg stellt und den Missetäter mit ihrem Schilde deckt. Wieder und wieder habe ich in Fällen der unterschiedlichsten Art – Fälschungen, Raubüberfälle, Morde – die Gegenwart dieser Kraft gespürt, und ich habe ihr Wirken in vielen der unaufgeklärten Verbrechen deduziert, bei denen man mich persönlich konsultiert hat. Jahrelang habe ich mich abgemüht, den Schleier, der sie verhüllte, zu durchdringen, und endlich kam der Zeitpunkt, da ich meinen Faden zu fassen kriegte und ihm folgte, bis er mich, nach tausend listenreichen Windungen, zu Ex-Professor Moriaty, der mathematischen Berühmtheit, führte.“ (FINA)
Je umfangreicher seine empirischen Erkenntnisse und seine berühmte Verbrechenskartei im Laufe der Zeit wurden, desto sicherer konnte sich Holmes schließlich seiner theoretischen Gedankengebäude sein. Seine Kenntnis historischer Kriminalfälle, sein gewaltiges Wissen in Chemie, Geologie und über die nützlichen Trivialitäten der Tageszeitungen sowie seine stetig wachsende Erfahrung ermöglichten dem einzigen beratenden Detektiv seiner Zeit, größte Leichtigkeit bei der Lösung seiner Fälle. Je mehr Fakten ihm bekannt wurden, desto plausibler wurde die daraus folgende Theorie. Wenngleich er damit in seinem Umfeld immer wieder auf Verwunderung und Ablehnung stieß; wie bei Inspektor Lestrade, wenn der sich über Holmes' Eigenart des Theoretisierens abfällig äußert: „Ich bin Praktiker, Mr. Holmes, und wenn ich meine Beweise habe, komme ich zu meinen Schlüssen.“ (NORW).
Auch wenn es nicht selten anfänglich an einer geeigneten Theorie mangelte – jene empirischen Spuren, welche Holmes in so eifriger Weise zu sammeln pflegte, boten ihm meist doch genügend Baustoffe, um ein allumfassendes theoretisches Gerüst abzuleiten, das die einzelnen Elemente in dynamischer Weise zu umfassen vermochte. Holmes stützte sich dabei neben des oben erwähnten aristotelischen Kreislaufs auch auf die Unterscheidung von Erkenntnissen a priori und denen a posteriori. Auch hier scheint die omnipräsente Verschiedenheit von theoretischen und empirischen Erkenntnissen durch. Immanuel Kant, dessen Lehren sich neben den aristotelischen bei Holmes sehr oft direkt oder indirekt finden lassen, prägte im besonderen Maße diese beiden Termini. a posteriori definieren sich auf direkter Erfahrung fußende Erkenntnisse, wie sie beispielsweise in der Naturwissenschaft durch Experimente erlangt werden. Dagegen können Erkenntnisse a priori durch eine reine Verstandesleistung entstehen. Der deduktive Prozess des Meisterdetektivs folgt vor allem diesem Muster, welches die reine Denkleistung zum Ziel hat – eines seiner „Dreipfeifen-Probleme“. In der Erzählung „The Five Orange Pips“ wird dies dem Leser besonders deutlich vor Augen geführt: Vom Eintreffen des Mr. Openshaw in der Baker Street bis zu dessen Aufbruch unternimmt Sherlock Holmes hier überhaupt nichts – lediglich lauscht er seinem Klienten und sinnt über die Angelegenheit nach. Bis auf ein paar wenige Aktionen am Schluss der Geschichte, die lediglich der Bestätigung seiner Deduktionen und der Verifizierung einiger Fakten dienen, beruht die Lösung des Mysteriums um die fünf Orangenkerne ausschließlich auf einer a priori-basierenden Verstandesleistung (vgl. M.A.F.: „Sherlock Holmes deduktive Methode“. E&E 21 (2016), S. 24-30).
Hier muss man allerdings zwangsläufig eingestehen, dass wohl viele Erkenntnisse a priori auf zuvor erlangten empirischen Erkenntnissen a posteriori fußen. Eine Deduktion ist vom Wesen her immer a priori. Jedoch wird der Verstand durch mannigfaltige Faktoren immer weiter geschult, die Denkleistung summiert sich mit den eigenen empirischen Erkenntnissen und der allgemeinen Lebenserfahrung. Holmes verstand es wie kaum ein Zweiter, seine natürlichen Begabungen zum folgerichtigen Denken mit vielerlei Spezialwissen zu kombinieren und Erlebnisse mit aktuellen Problemen zu vergleichen. Für den britischen Ermittler befanden sich alle Dinge zwischen Himmel, Erde und dazwischen stets im Fluss und jener, welcher durch die Stromschnellen zu navigieren verstand, konnte übergeordnete Zusammenhänge erkennen und den reißenden Strom des Lebens mit der Macht seines Geistes bezwingen. So waren seine Theorien darüber erhaben, zu voreiligen Hirngespinsten gestempelt zu werden. Determinismus, voreiliges Urteilen, oder gar der blanke Zufall spielten im Denken und Handeln von Sherlock Holmes kaum eine Rolle. Voreiligen Schlüssen zum Opfer zu fallen lag dem Meister so fern, wie ein Leben als Nikotin-Abstinenzler.
Die Holmes'sche Philosophie
Bekannt ist, wie stark Sir Arthurs Schöpfung „Sherlock Holmes“ die moderne Kriminologie – in ihren Methoden meist auf empirische, also a posteriori-basierende Fakten beschränkt – und heutige forensische Ermittlungsmethoden geprägt hat. Allein die Verwendung der Daktyloskopie (Einmaligkeit eines Fingerabdrucks) in der Story „The Norwood Builder“ war ihrer Zeit um Längen voraus. Nur, wie sieht es mit dem philosophischen Vermächtnis der „Denkmaschine“ aus? Sind die Holmes'schen Methoden lediglich zur Verbrechensaufklärung geeignet? Auch auf die Gefahr hin, die Spannung zu verderben: Nein, ganz und gar nicht!
Holmes‘ Methodik umfasst neben gründlicher Beobachtung eben auch die Schlussfolgerung. Eine Spur oder ein beobachtetes Faktum sind für sich genommen nutzlos, bringt man sie nicht in ein logisches Verhältnis zu anderen Fakten und den daraus resultierenden größeren Zusammenhängen. Die deduktive Methode, oder vielmehr die philosophischen Prinzipien, für welche diese steht, kann der ganzen Gesellschaft das Rüstzeug geben, an welcher es ihr gerade heutzutage – bedingt durch ein schier unendliches Maß an Informationen verschiedenster Wertigkeit – fehlen mag. Unser (Des-)Informationszeitalter bietet jedem Einzelnen sicher noch größere Herausforderungen, als dies mit der globalen Einführung von Printmedien im XIX. Jahrhundert der Fall war. Die Fülle an Neuigkeiten aus Gesellschaft, Wissenschaft und endlos vielen weiteren Gebieten macht es dem Einzelnen beinahe unmöglich, gewissenhaft zu werten und zu gewichten. Von einer fundierten Meinungsbildung sei hier noch nicht einmal die Rede. Es ist das Zeitalter der mehr oder weniger qualifizierten Meinungen und Urteile – so stark wie vielleicht noch nie in der menschlichen Geschichte. Viele dieser Urteile – Bezüge zu Themen wie Klimawandel, Artensterben, dem Flüchtlingsstrom oder gleichgeschlechtlichen Partnerschaften seien hierbei nur exemplarisch erwähnt – beruhen vielmehr auf voreiligen Urteilen (oder Vorurteilen), die weniger auf verifizierbaren Fakten basieren, geschweige denn auf einer fundierten Prüfung der empirischen und theoretischen Fakten. In der Tat sind Vorurteile nichts anderes als aus Denkfaulheit und daraus resultierender Furcht geborene hohle Dogmen. Einer induktiven oder deduktiven Überprüfung halten sie selten stand. Schlimmer noch, da moderne Medien oft segensreichem Regen auf dem Ackerboden hässlicher Vorurteile gleichkommen, werden diese Dogmen oft rasend schnell verbreitet und infizieren damit den Nächsten in der denk-abstinenten Reihe.
Aber es muss ein System geben, durch welches jedermann gerüstet sein sollte, ungeprüfte Meinungen von empirischen oder a priori-basierten Fakten zu unterscheiden? Hier greifen die Methoden des Sherlock Holmes perfekt ineinander, inspiriert von den Apologeten der Aufklärung. Immanuel Kant brachte die oben beschriebenen Erkenntnisse a priori ins Spiel, wenn er schrieb: „Wir sind im Besitze gewisser Erkenntnisse a priori, und selbst der gemeine Verstand ist niemals ohne solche“ (Kant: „Kritik der reinen Vernunft“. [1781] 1990, S. 52). Aristoteles, bereits erwähnter Urvater der Scholastik, prägte die Grundlagen moderner Erkenntnistheorie mit der Kartierung wesentlicher Grundzüge des Erkenntnisgewinns. Auch die Dialektik, die Georg Wilhelm Friedrich Hegel zur Spätzeit der Aufklärung wieder aufnahm, handelt – basierend auf aristotelischer Denkarbeit – auf dem Prinzip des a priori-basierenden Erkenntnisgewinns. Vereinfacht ausgedrückt wird einer jeden These eine entsprechende Antithese gegenübergestellt. Für und Wider werden ausgelotet und am Ende des Denkprozesses steht eine Synthese der konkurrierenden Theorien. Auch Holmes fand neben den bereits erwähnten Denkern sicher Inspiration bei philosophisch agierenden Naturforschern wie Georges Cuvier, der via Deduktion anhand weniger Knochen die volle Skelettstruktur eines Fundes extrapolieren konnte.
„Der vollendete Denker müsste eigentlich imstande sein, anhand einer einzigen Tatsache, welche ihm in allen ihren Beziehungen klargeworden ist, sowohl die Begebenheiten, die daraus folgten, als auch diejenigen, welche vorausgingen, zu ermitteln. Genau so, wie Cuvier den Bau eines ganzen Tieres bei der Betrachtung eines einzigen Knochens festzustellen vermochte. Wir sind uns noch viel zu wenig bewusst, was wir alles durch bloße Geistesarbeit erreichen können.“ (FIVE)
Baron Cuvier bemühte sich um ein Korrelationsgesetz, welches es ihm ermöglichte, einen jeden Fund als Teil eines größeren Bezugssystems zu betrachten. So war es ihm möglich, schon von der bloßen Betrachtung eines Sternums, des kleinen Erbsenbeins (Os pisiforme) oder auch nur eines Zahns auf die Spezies und via deduktiver Extrapolation auf die komplette Skelettstruktur des Wesens zu schließen. Cuvier bediente sich – ganz im Sinne von Holmes – auch einer eindrucksvollen Präsentation seines Könnens. Ebenso wie Holmes war dem großen Biologen eine theatralische Neigung eigen. Vor dem großen, „unachtsamen Publikum“ wusste Cuvier mit seinen Deduktionen ebenso sehr zu beeindrucken, wie es ein Jahrhundert später sein englischer Kollege im Geiste tun sollte (vgl. Suttles: „Drogenrausch und Deduktion“. 2017, S. 108 f.). Die Betrachtung einer einzelnen Sache im Lichte einer übergeordneten, zentralen Theorie bildete bei Cuvier gleichfalls das Zentrum der deduktiven Logik wie es bei Sherlock Holmes der Fall war.
Für das Hier und Heute und den eigenen Lebensalltag bietet ein deduktiver und überhaupt logischer Denkrahmen eine hervorragende Chance, die Spreu der Informationsflut vom nahrhaften Weizen zu trennen. Wie Sherlock Holmes kann ein jeder weitgehend unabhängig von seinem Bildungshintergrund dem Meisterdetektiv nacheifern, indem er jeder Information auch nachgeht und sie auf Herz und Nieren hin prüft. Gedanken wie „Woher stammt diese Meldung“, „Ist die Quelle parteiisch“, „Bringe ich selbst Kenntnisse mit, die mir eine Einschätzung erleichtern“, „Kenne ich Experten im entsprechenden Gebiet“ sind hier als äußerst geboten zu bezeichnen. Holmes pflegte zudem nur über diejenigen Dinge zu referieren, die er sich wirklich zu eigen gemacht hatte, die er korrekt zu erfassen vermochte. Die Verlautbarung einer sensationellen Titelstory durch einen unbekannten Zeitungsverkäufer konnte einen für Holmes wichtigen Inhalt bergen; jedoch nur im Kontext mit anderen bereits a priori oder a posteriori gegebenen Erkenntnissen. Eine Titelstory für sich allein genommen stellt sehr wohl auch nur eine Meinung dar. Bevor man sie nicht prüfen kann, handelt es sich, gerade bei wertenden Meinungen, lediglich um ein voreiliges Urteil. Ein Spruch – gern dem großen Marcus Aurelius zugeordnet – bringt es so trefflich auf den Punkt: „Alles, was wir hören, ist eine Meinung, keine Tatsache. Alles, was sie sehen, ist Perspektive, nicht die Wahrheit“.
Warum bedarf es eigentlich immerzu der Meinung? Provokativ formuliert: Eine Meinung sollte ganz am Ende des Erkenntnisprozesses stehen. Eine Zeitungsüberschrift oder eine wie auch immer geartete Nachricht aus einer Internetquelle ungeprüft weiterzugeben und dies dabei scheinbar a priori mit anderen Schlagzeilen zu vergleichen, um sich seine Meinung zu bilden und letztlich auszudrücken scheint hier wahrlich nicht im Sinne der Erfinder zu liegen. Auch wenn Zurückhaltung und gar Demut keine Charaktereigenschaften sind, welche man ad hoc mit Sherlock Holmes in Verbindung bringen würde, demonstrierte er doch genau diese Eigenschaften immer wieder, wenn er etwa die geistige Überlegenheit seines Bruders Mycroft eingestand, oder eben das Sinnieren über Dinge vermied, in welchen er sich nicht auskannte. „Schuster, bleib bei deinen Leisten“, bedeutet das. Oder: Bilde dich weiter, damit du nicht nur Schuster bist, sondern aus der Liebe zur Weisheit (philosophia: Liebe zur Weisheit) mehr sein kannst, als so, wie dich dein Beruf definiert. Wir sind uns, wie Holmes es sagt, viel zu wenig dessen bewusst, was wir alles durch bloße Geistesarbeit erreichen können. Wir Menschen sind so komplexe Wesen, ein jedes ist einzigartig in seinen Veranlagungen und Fähigkeiten. Das Individuum selbst kann den Lauf der Geschichte prägen. Und wenn man erst erkannt hat, was ein von Humanismus und Moral getragener Verstand erreichen kann, dann können wir alle sein wie Holmes. Er löste die Kriminalfälle des ausgehenden XIX. Jahrhunderts, ich stoße vielleicht auf die atomare Strukturtheorie der Elemente á la van Dusen; Du findest ein Heilmittel gegen Krebs, löst die Probleme der Altersarmut oder der Diskriminierung von Minderheiten! Vielleicht helfen wir auch nur einem Mitmenschen, so wie nur wir es zu diesem Zeitpunkt zu tun vermögen. Wenn wir nur unseren Verstand und unsere Fähigkeiten mit aller Kraft und aller Energie für uns und unseren Nächsten einsetzten, statt blind vorurteilsbehafteten Meinungen anderer zu folgen und die Augen und Herzen zu verschließen, folgten wir der Holmes'schen Philosophie, wären im positiven Sinne produktiv und zeigten Mut, statt uns der Angst der Gegenwart zu ergeben.
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung."
(Kant, Immanuel: "Was ist Aufklärun?". II. Auflage, [1784] 1999, S.20)
LITERATUR
„Der vollendete Denker müsste eigentlich imstande sein, anhand einer einzigen Tatsache, welche ihm in allen ihren Beziehungen klargeworden ist, sowohl die Begebenheiten, die daraus folgten, als auch diejenigen, welche vorausgingen, zu ermitteln. Genau so, wie Cuvier den Bau eines ganzen Tieres bei der Betrachtung eines einzigen Knochens festzustellen vermochte. Wir sind uns noch viel zu wenig bewusst, was wir alles durch bloße Geistesarbeit erreichen können.“ (FIVE)
Baron Cuvier bemühte sich um ein Korrelationsgesetz, welches es ihm ermöglichte, einen jeden Fund als Teil eines größeren Bezugssystems zu betrachten. So war es ihm möglich, schon von der bloßen Betrachtung eines Sternums, des kleinen Erbsenbeins (Os pisiforme) oder auch nur eines Zahns auf die Spezies und via deduktiver Extrapolation auf die komplette Skelettstruktur des Wesens zu schließen. Cuvier bediente sich – ganz im Sinne von Holmes – auch einer eindrucksvollen Präsentation seines Könnens. Ebenso wie Holmes war dem großen Biologen eine theatralische Neigung eigen. Vor dem großen, „unachtsamen Publikum“ wusste Cuvier mit seinen Deduktionen ebenso sehr zu beeindrucken, wie es ein Jahrhundert später sein englischer Kollege im Geiste tun sollte (vgl. Suttles: „Drogenrausch und Deduktion“. 2017, S. 108 f.). Die Betrachtung einer einzelnen Sache im Lichte einer übergeordneten, zentralen Theorie bildete bei Cuvier gleichfalls das Zentrum der deduktiven Logik wie es bei Sherlock Holmes der Fall war.
Für das Hier und Heute und den eigenen Lebensalltag bietet ein deduktiver und überhaupt logischer Denkrahmen eine hervorragende Chance, die Spreu der Informationsflut vom nahrhaften Weizen zu trennen. Wie Sherlock Holmes kann ein jeder weitgehend unabhängig von seinem Bildungshintergrund dem Meisterdetektiv nacheifern, indem er jeder Information auch nachgeht und sie auf Herz und Nieren hin prüft. Gedanken wie „Woher stammt diese Meldung“, „Ist die Quelle parteiisch“, „Bringe ich selbst Kenntnisse mit, die mir eine Einschätzung erleichtern“, „Kenne ich Experten im entsprechenden Gebiet“ sind hier als äußerst geboten zu bezeichnen. Holmes pflegte zudem nur über diejenigen Dinge zu referieren, die er sich wirklich zu eigen gemacht hatte, die er korrekt zu erfassen vermochte. Die Verlautbarung einer sensationellen Titelstory durch einen unbekannten Zeitungsverkäufer konnte einen für Holmes wichtigen Inhalt bergen; jedoch nur im Kontext mit anderen bereits a priori oder a posteriori gegebenen Erkenntnissen. Eine Titelstory für sich allein genommen stellt sehr wohl auch nur eine Meinung dar. Bevor man sie nicht prüfen kann, handelt es sich, gerade bei wertenden Meinungen, lediglich um ein voreiliges Urteil. Ein Spruch – gern dem großen Marcus Aurelius zugeordnet – bringt es so trefflich auf den Punkt: „Alles, was wir hören, ist eine Meinung, keine Tatsache. Alles, was sie sehen, ist Perspektive, nicht die Wahrheit“.
Warum bedarf es eigentlich immerzu der Meinung? Provokativ formuliert: Eine Meinung sollte ganz am Ende des Erkenntnisprozesses stehen. Eine Zeitungsüberschrift oder eine wie auch immer geartete Nachricht aus einer Internetquelle ungeprüft weiterzugeben und dies dabei scheinbar a priori mit anderen Schlagzeilen zu vergleichen, um sich seine Meinung zu bilden und letztlich auszudrücken scheint hier wahrlich nicht im Sinne der Erfinder zu liegen. Auch wenn Zurückhaltung und gar Demut keine Charaktereigenschaften sind, welche man ad hoc mit Sherlock Holmes in Verbindung bringen würde, demonstrierte er doch genau diese Eigenschaften immer wieder, wenn er etwa die geistige Überlegenheit seines Bruders Mycroft eingestand, oder eben das Sinnieren über Dinge vermied, in welchen er sich nicht auskannte. „Schuster, bleib bei deinen Leisten“, bedeutet das. Oder: Bilde dich weiter, damit du nicht nur Schuster bist, sondern aus der Liebe zur Weisheit (philosophia: Liebe zur Weisheit) mehr sein kannst, als so, wie dich dein Beruf definiert. Wir sind uns, wie Holmes es sagt, viel zu wenig dessen bewusst, was wir alles durch bloße Geistesarbeit erreichen können. Wir Menschen sind so komplexe Wesen, ein jedes ist einzigartig in seinen Veranlagungen und Fähigkeiten. Das Individuum selbst kann den Lauf der Geschichte prägen. Und wenn man erst erkannt hat, was ein von Humanismus und Moral getragener Verstand erreichen kann, dann können wir alle sein wie Holmes. Er löste die Kriminalfälle des ausgehenden XIX. Jahrhunderts, ich stoße vielleicht auf die atomare Strukturtheorie der Elemente á la van Dusen; Du findest ein Heilmittel gegen Krebs, löst die Probleme der Altersarmut oder der Diskriminierung von Minderheiten! Vielleicht helfen wir auch nur einem Mitmenschen, so wie nur wir es zu diesem Zeitpunkt zu tun vermögen. Wenn wir nur unseren Verstand und unsere Fähigkeiten mit aller Kraft und aller Energie für uns und unseren Nächsten einsetzten, statt blind vorurteilsbehafteten Meinungen anderer zu folgen und die Augen und Herzen zu verschließen, folgten wir der Holmes'schen Philosophie, wären im positiven Sinne produktiv und zeigten Mut, statt uns der Angst der Gegenwart zu ergeben.
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung."
(Kant, Immanuel: "Was ist Aufklärun?". II. Auflage, [1784] 1999, S.20)
LITERATUR
Conan Doyle, Sir Arthur: Die Erzählungen I – Sämtliche Werke. Die fünf Apfelsinenkerne. I. Auflage, Anaconda Verlag, Köln, [1892] 2014
Conan Doyle, Sir Arthur: Die Abenteuer des Sherlock Holmes. I. Auflage, Weltbild, Augsburg, [1892] 2005
Conan Doyle, Sir Arthur: Die Memoiren des Sherlock Holmes. I. Auflage, Weltbild, Augsburg, [1894] 2005
Conan Doyle, Sir Arthur: Die Rückkehr des Sherlock Holmes. I. Auflage, Weltbild, Augsburg, [1905] 2005
Esfeld, Michael: Naturphilosophie als Metaphysik der Natur. I. Auflage, Suhrkamp, Frankfurt a.M., 2008
Friedemann, Manuel A.: Sherlock Holmes deduktive Methode. Ewald & Ewald 2016, Nr. 21, S. 19-43
Haack, Philipp: Dr. Joseph Bell über Sherlock Holmes. Vorwort zu „A Study in Scarlet“ 1892. The Baker Street Chronicle 2018, Nr. 30, Ss. 17-19
Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft. I. Auflage, Voltmedia, Paderborn [1781] 1990
Kant, Immanuel: Was ist Aufklärung?. Horst Brandt (Hrsg.). Ausgewählte kleine Schriften. II. Auflage, Meiner Verlag, Hamburg, [1784] 1999
Suttles, Traian: Drogenrausch und Deduktion. Zur Innenwelt des Sherlock Holmes. I. Auflage, Mainbook Verlag, Frankfurt a.M., 2017
Weinstein, Zeus (Hrsg.): Sherlock Holmes Handbuch. I. Auflage, Kein & Aber Verlag, Zürich, 2008 eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
Conan Doyle, Sir Arthur: Die Abenteuer des Sherlock Holmes. I. Auflage, Weltbild, Augsburg, [1892] 2005
Conan Doyle, Sir Arthur: Die Memoiren des Sherlock Holmes. I. Auflage, Weltbild, Augsburg, [1894] 2005
Conan Doyle, Sir Arthur: Die Rückkehr des Sherlock Holmes. I. Auflage, Weltbild, Augsburg, [1905] 2005
Esfeld, Michael: Naturphilosophie als Metaphysik der Natur. I. Auflage, Suhrkamp, Frankfurt a.M., 2008
Friedemann, Manuel A.: Sherlock Holmes deduktive Methode. Ewald & Ewald 2016, Nr. 21, S. 19-43
Haack, Philipp: Dr. Joseph Bell über Sherlock Holmes. Vorwort zu „A Study in Scarlet“ 1892. The Baker Street Chronicle 2018, Nr. 30, Ss. 17-19
Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft. I. Auflage, Voltmedia, Paderborn [1781] 1990
Kant, Immanuel: Was ist Aufklärung?. Horst Brandt (Hrsg.). Ausgewählte kleine Schriften. II. Auflage, Meiner Verlag, Hamburg, [1784] 1999
Suttles, Traian: Drogenrausch und Deduktion. Zur Innenwelt des Sherlock Holmes. I. Auflage, Mainbook Verlag, Frankfurt a.M., 2017
Weinstein, Zeus (Hrsg.): Sherlock Holmes Handbuch. I. Auflage, Kein & Aber Verlag, Zürich, 2008 eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
Es ist ein Privileg, dieses wundersame Zeugnis der Welt mitzuteilen. Ich bin Beth Walters aus England. Mein Mann hat sich vor 4 Monaten von mir scheiden lassen und ich war voller Reue, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte, um Probleme mit meinem Mann zu ändern. Ich suchte im Internet nach Hilfe, wie ich Hilfe in meiner Ehe bekommen könnte, und entdeckte großartige Zeugnisse über WEALTHY LOVE SPELL, der mit seinen Zaubersprüchen fortschrittlich war. Ich habe mich mit ihm in Verbindung gesetzt und siehe, Dr.Wealthy hat mir gesagt, dass er einen Zauber für mich vorbereiten wird, der meinen Mann zurückbringt. Ich war skeptisch, aber ich hatte keine andere Wahl, als mit ihm zu arbeiten. 2 Tage später rief mich mein Mann an, dass er nach Hause zurückkehrt und von diesem Tag bis zu diesem Moment haben wir friedlich gelebt. Er ist jetzt mit so viel Liebe und Fürsorge zurück. Heute bin ich froh, euch alle wissen zu lassen, dass dieser Zauberwirker die Kraft hat, Liebende zurückzubringen, und das Überraschendste ist, dass unsere Liebe jetzt sehr stark ist, jeder Tag ist Glück und Freude. und es gibt nichts Schöneres als mit dem Mann zusammen zu sein, den du liebst. Ich werde Dr.Wealthy jedem empfehlen, der Hilfe braucht. Wenn Sie ein Problem haben, kontaktieren Sie Dr.Wealthy, ich gebe Ihnen 100% Garantie, dass er Ihnen helfen wird !!.
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