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Wohnhaft im Tower

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Alle Jahre wieder erscheint kurz vor dem Weihnachtsfest eine Anthologie der „Sherlock Holmes Gesellschaft“. Dort werden Geschichten deutscher Autoren über den großen Meister und das viktorianische Zeitalter veröffentlicht. Im aktuellen Buch finden sich u.a. formidable Kurzgeschichten von Kerstin Binggeli und dem bekannten Hörspielmacher Peter Wayand. Neben diesen und anderen Beiträgen wurde auch meine nun folgende Geschichte „Wohnhaft im Tower“ in die Anthologie aufgenommen. Leider ist das Werk zurzeit vergriffen. Sollte sich das ändern, ist das Buch  hier zu bestellen. Viel Freude bei der Lektüre! Wohnhaft im Tower Sie saß mit Vorliebe an diesem Platz. Hier behielt sie nicht nur einen guten Überblick, sondern war auch mitten im Geschehen. Ein Geschehen, an dem sie zwar keinen Anteil hatte, das sie jedoch jedes Mal aufs Neue faszinierte. Genau genommen gelüstete es sie auch nicht, involviert zu sein. Die Rolle des Beobachters gefiel ihr, sie konnte sich damit identifizieren. Denn trot

HOLMES hört zu: Der Klient (VIII)

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Meine Reihe „Holmes sagt“ bietet mir bekanntlich Raum, um aktuelle gesellschaftliche, wissenschaftliche sowie philosophische Themen, im Gewand der viktorianischen Epoche zu beleuchten. Im achten Teil dieser Serie habe ich mir dagegen erlaubt, den Humor etwas mehr in den Mittelpunkt zu stellen. Trotzdessen befasst sich der vorliegende Text auch mit der Frage nach dem Umgang mit psychischen Störungen – damals wie heute. Erschienen ist der neue Teil meiner viktorianischen Kolumne wie immer im Baker Street Chronicle: Herbstausgabe BSC 2023 . Holmes hört zu (VIII): Der Klient Mr. Sherlock Holmes wunderte sich nicht wenig. Mit dieser Reaktion hatte er offenbar in keiner Weise gerechnet. Man sah es ihm an. Die Stirn warf tiefe Falten, die Augenbrauen waren augenblicklich zum geschwundenen Haaransatz geflohen. Seine Mundwinkel waren kaum noch auszumachen, so fest pressten sich seine Lippen aufeinander; Schweißperlen rannen ihm über die Schläfen. Ich erwog bereits die Flucht. Selten hatte ich m

HOLMES sagt: Salus populi suprema lex esto (VII)

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Im 48. ‚Baker Street Chronicle‘, der Frühjahrsausgabe des Jahres 2023, fand sich erneut Platz für meine Viktorianische Kolumne. In dieser literarisch aufgewerteten Analyse bemühe ich mich regelmäßig aktuelle Frage- und Problemstellungen aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft im Gewand des 19. Jahrhunderts zu beleuchten. Dieses Sprichwort: „Es gibt nichts Neues unter der Sonne“, entstammt bekanntlich dem Bibelbuch Kohelet (Prediger) und hat aus meiner Sicht auch nach 2300 Jahren nicht an Bedeutung eingebüßt. Im Gegenteil! Alles wiederholt sich, nichts ist gänzlich neu. Selbst die Staatsform, welche in Ermangelung eines treffenderen Begriffs Demokratie genannt wird, ist keine reine Entwicklung des 18. Jahrhunderts, denn sie fand im alten Griechenland bereits eine erste Erprobung. Darauf zu blicken, was einst zum Scheitern der attischen Demokratie geführt hat, kann helfen, die Probleme der Gegenwart besser zu verstehen und Lösungen zu finden, die praktikabel sind. Die Namen der Akteur